Oftmals berichten wir bei Unwettereinsätzen, dass das Führungshaus in Neckargemünd besetzt wurde und die Arbeit aufgenommen hat. Aber was bedeutet „Führungshaus“ bei der Feuerwehr und was wird genau dort gemacht?
Flächenhafte Schadenslagen (Flächenlagen) unterscheiden sich zu punktuellen Ereignissen (alltägliche Einsatzstellen) dadurch, dass zum einen eine große Einsatzfläche betroffen ist, und zum anderen (parallel) mehrere Einsätze abzuarbeiten sind.
Dabei kann das betroffene Gebiet mehrere Bereiche der Stadt oder auch das gesamte Stadtgebiet betreffen. Außerdem können mehrere Kommunen des Landkreises betroffen sein. Es ist auch denkbar, dass das betroffene Gebiet über diese Grenzen hinausgeht (mehrere Landkreise, Regierungsbezirk…). Ursächlich kommen hierfür oft starke Winde (Stürme, Orkane), anhaltende Regen- oder Schneefälle sowie Hochwasser in Frage.
Durch Vorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) können Naturkatastrophen “mit Ankündigung (Warnung)“ auftreten. Die Erfahrung zeigt, dass Naturereignisse aber auch plötzlich und überraschend in Erscheinung treten. Hier sind gerade im Sommer die punktuellen Gewitter zu nennen. Auch Szenarien wie Terroranschläge, kriegerische Auseinandersetzungen, kerntechnische Unfälle, flächenhafte Ausbreitung von Krankheiten für Mensch und Tier (Epidemien, Pandemien oder Tierseuchen), sowie Störung von Infrastrukturen (z.B. Stromausfall) können zu vielfältigen Einsätzen „in der Fläche“ führen. Oftmals sind „Dominoeffekte“ zu beobachten.
Bei Flächenlagen kommt der Einhaltung von Führungshierarchien (Führungsstufen) eine besondere Bedeutung zu. Nachfolgend soll das Abarbeiten solcher Lagen aus dem Blickwinkel der Feuerwehr Neckargemünd betrachtet werden.
Auf Ebene der Gesamtwehr Neckargemünd macht es wenig Sinn von mehreren Orten (jeweiliges Abteilungsgerätehaus) aus zu führen, da das hierzu benötigte Führungspersonal nicht verfügbar ist. Daher wird die Anzahl der Befehlsstellen auf eine im Feuerwehrgerätehaus Neckargemünd begrenzt. Sobald von der Leitstelle der Unwettermodus aktiviert bzw. alarmiert wird, wird auch das Führungshaus besetzt.
Um die Anzahl der Ansprechpartner gegenüber der Integrierten Leitstelle (ILS) in Ladenburg zu begrenzen, wird das Feuerwehrgerätehaus Neckargemünd als Befehlsstelle benannt. Das Feuerwehrgerätehaus wird ab diesem Zeitpunkt dann als Führungshaus bezeichnet.
Führungshaus = Befehlsstelle einer Gemeinde = Führungshaus Neckargemünd
Im Führungshaus Neckargemünd werden zwei Räume zur Bewältigung einer Flächenlage vorgehalten. Der Funkraum dient als Fernmeldebetriebsstelle, der kleine Besprechungsraum als Führungsraum. Es erfolgt eine Trennung zwischen Kommunikation und Führung. Die notwendigen Hilfsmittel werden in den Räumlichkeiten vorgehalten.
In der Fernmeldebetriebsstelle sitzen zwei Funker. Diese haben neben dem Funklehrgang auch die Ausbildung zum Führungsgehilfen und unterstützen im Einsatzalltag den Einsatzleiter auf dem Einsatzleitwagen. Der Führungsraum wird von einem Leiter der Führungseinheit (Qualifikation mind. Zugführer), dem Lagekartenführer (mind. Qualifikation Gruppenführer) und einem Melder (Qualifikation Führungsgehilfe) besetzt. Diese 5 Einsatzkräfte reichen in der Regel aus, um qualifizierte Maßnahmen für die Abwicklung von Flächenlagen abarbeiten zu können.
Technische Erstausstattung des Fürhungshaus
Fernmelderaum:
- 2x 4 m Funkgerät FuG 8b1 (Betriebskanal/Lokalkanal)
- 1x 2 m Funkgerät (Führungskanal)
- 2x stationäres Telefon
- 1x Funktelefon
- 1x Kombigerät Kopierer-/Drucker-/Faxgerät
- 2x PC mit Internetanschluss und E-Mailzugang
- Büro- und Schreibmaterial
Führungsraum:
- Lagetafel mit festem Stadtplan Neckargemünd und eingeteilten Einsatzabschnitten
- Whiteboard
- zusätzliches Kartenmaterial
- Fahrzeugmagnete
- Flipchart
- PC mit großem Monitor über der Lagekarte
- 1x Telefon
- Büro- und Schreibmaterial
- Diverse Software für die Einsatzabarbeitung (Fliwas, usw.)